Die Vermessung der Lust (German Edition) by Alpach Catrin

Die Vermessung der Lust (German Edition) by Alpach Catrin

Autor:Alpach, Catrin [Alpach, Catrin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-24T23:00:00+00:00


*

Es war so gekommen wie erwartet. Konrad schlafend vor dem Fernseher, eine Quizshow, Frage: Welcher Fluss mündet in den Rhein? Da es Orinoco, Nil und Mississippi nicht sein konnten, blieb nur die Mosel.

Madeleine hatte ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben, Konrad war erwacht und sofort aufgestanden, um das Essen aufzuwärmen. »Müde?« »Ja.« »Stress?« »Ach, es geht.« Und ja, die Schweinelende schmeckte vorzüglich, wunderbar, perfekt. »Die Kartoffeln halt...«, sagte Konrad entschuldigend. »Dafür ist der Rosenkohl genau richrig«, tröstete Madeleine. Die Kartoffeln waren wirklich eine Spur zu zerkocht.

Erstaunlicherweise hatte Madeleine großen Appetit entwickelt, was daran liegen konnte, dass Konrad zu höflich war, seine essende Frau mit komplizierten Fragen zu belästigen und es sich also als taktisch sinnvoll erwies, so lange zu essen, bis Konrad wieder die Augen zufielen. Sie gaben sich noch einen Kuss, »Ich geh mal ins Bett«, und als Madeleine endlich unter ihrer Decke lag, begann sie zu weinen. Still, nicht übermäßig viele Tränen produzierend, aber sie weinte, was sie zuletzt getan hatte, als dieser Markus im Kindergarten ihrer Barbie ein Bein ausgerissen hatte. Danach wischte sie sich das Gesicht trocken und schlief ein.

Jetzt, am Morgen danach, saß sie an ihrem Schreibtisch und starrte auf das Fenster gegenüber. Die Doktoranden waren noch nicht anwesend, kein Wunder, soeben zeigte die Uhr auf Punkt acht. Sie würde Dora glücklich machen mit ihrer Einwilligung zu den Schwulentests, wie sie das Projekt für sich getauft hatte, und Lars – nun ja, ihm gegenüber würde sie sich nichts anmerken lassen. Seine Hand auf ihrem Knie, das hatte ihr sogar gutgetan. Nicht sexuell, oh nein. Irgendwie beruhigend war das gewesen, der junge Mann besaß ein Talent für psychologische Handgriffe, um seine Patientinnen – Madeline kicherte. Patientin? Hm, so konnte man das mit etwas Phantasie nennen.

War sie also krank? Wenn ja, dann war die Affäre mit Bergengruen nichts anderes gewesen als ein Löffel Rhizinusöl oder irgendeine andere übelschmeckende Medizin. Es heilte nicht die Krankheit, sorgte aber dafür, dass sie erträglich wurde. Nur – was genau war diese Krankheit?

Die letzte Nacht war Madeleine tatsächlich wie ein wirrer Fiebertraum erschienen, in dem man die Bakterien aus sich herausschwitzt. Sie beschloss, die kleine Unpässlichkeit zu vergessen. Und wenn sie wiederkäme? Man musste vorbeugen. Lars? Einmal im Monat eine kleine Kur mit ihrem Doktoranden, der - das hatte Madeleine überrascht – in sie verliebt war. Er hatte seine Hand auf ihr Knie gelegt, eine halbe Stunde lang, und nach spätestens fünfzehn wünschte sich Madeleine diese Hand ein wenig beweglicher. Nein, es hatte nicht wirklich etwas mit Lust zu tun. Aber wenn man früher als Kind eine bittere Medizin hatte schlucken müssen, gab es danach von der Mama einen leckeren Schokokeks. Und das war gestern Nacht Lars gewesen. Ein süßer Neutralisator gegen den schlechten Geschmack in ihrem Mund und anderswo.

Sie nahm ihr Diktiergerät und begann mit der Analyse in eigener Sache. Die Stimme als Aphrodisiakum. Es musste etwas mit den Schallwellen und ihren Frequenzen zu tun haben, sie waren in der Lage gewesen, etwas in Madeleine zum Schwingen zu bringen. Lars'



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.